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Nicht auf Sand gebaut...

111 Jahre Bauen für Erlangen - Stadt und Land

Als „freie Innung“ schlossen sich am 6. April 1913 elf Meister des Bauhandwerks im Gasthaus Fuchsen zusammen. Sie legten damit den Grundstein für die Erlanger Bauinnung, die in ihrem 111. Jubiläumsjahr 39 Mitglieder umfasst. Seit ihrer Gründung übernimmt sie erfolgreich vielfältige Aufgaben für ihre Mitglieder und vertritt deren Interessen.

Elf Meister gründen neue Gemeinschaft

Zu den Mitgliedern der ersten Stunde gehörten Maurer- und Zimmermeister, aber auch Baugeschäfte: Michael Baßler, Andreas Fiedler, Christoph Hartmann, Andreas Höflin, Michael Kirchner, Paulus Kunstmann, Jean Mauss, Michael Pfannenmüller, Hans Rösch, Georg Uhl. Zu den zehn Erlanger Meistern gesellte sich auch ein Innungsmitbegründer aus Bruck. Stadt und Land waren damit bereits bei der Innungsgründung gemeinschaftlich vertreten. Zu ihrem ersten Obermeister wählten sie den Maurermeister Andreas Fiedler und formulierten eine erste Satzung. Sie verpflichtete die Mitglieder beispielsweise zur Pflege des Gemeinschaftsgeistes oder sah den Aufbau einer Innungskrankenkasse vor.

Ausbildungsförderung von Anbeginn

Schon in der ersten Innungssatzung von 1913 war die Ausbildungsförderung ein wichtiger Punkt: „Aufgabe der Innung ist (...) die nähere Regelung des Lehrlingswesens und die Fürsorge für die technische, gewerbliche und sittliche Bildung der Lehrlinge.“ Neben der Regelung von Prüfungen sorgte man auch für die Unterbringung der Auszubildenden. Im Lauf der folgenden Jahre kamen nicht zuletzt für Berufseinsteiger weitere soziale Absicherungen hinzu. So wird seit 1975 die Ausbildung am Bau durch einen Tarifvertrag geregelt. Die von den Tarifparteien getragene SOKA-BAU kümmert sich um Urlaubsgeld, Lohnausgleich und Zusatzversorgungsleistungen.

Weltwirtschaftskrise, Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Mit der Wirtschaftskrise von 1929 folgte kurz darauf ein neuerlicher schwerwiegender Einschnitt, gefolgt von Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg. Dennoch entstanden in dieser Zeit einige markante Gebäude. Als architektonisches Hauptdenkmal der Kriegszeit kann gewiss das ehemalige Gossen-Verwaltungsgebäude gelten. Bei der Durchdringung von Staat und Gesellschaft bedienten sich die Nationalsozialisten des Instruments der Gleichschaltung. Davon waren auch die Innungen betroffen. Die freie Mitgliedschaft wurde umgehend durch die Innungspflicht abgelöst. Die Bauinnung selbst wurde in die „Baugewerksinnung Erlangen. Handwerkerinnung für das Bauhandwerk in Erlangen (Stadt- und Landbezirk)“ umgewidmet, die offiziell dem „Reichsstand des Deutschen Handwerks“ mit Sitz in der Reichshauptstadt Berlin unterstand.

Neuanfang und Bauboom der Nachkriegsjahre

Nach dem Untergang des nationalsozialistischen Deutschlands begann ein allgemeiner Neuanfang. Auch die Innung konnte sich nun frei und neu formieren. Unter dem neu gewählten Obermeister Paul Kirchner besann sich die Innung auf ihre Tugenden. Das Bauhandwerk konnte sich sogleich auszeichnen, denn Wiederaufbau und Neugestaltung des gesellschaftlichen Lebens verlangten die tatkräftige Mithilfe der Innungsmitglieder. Neuansiedlungen von Gewerbebetrieben beflügelten das Bauwesen in der Stadt, nicht zuletzt der Zuzug der Firma Siemens. Der Himbeerpalast, dessen Bau 1948 begonnen wurde, avancierte zum eigentlichen Wahrzeichen der Hugenottenstadt. Rasant entwickelte sich auch die Wohnbebauung Erlangens mit neuen Wohnvierteln. Von 1948 bis in die 1970er- Jahre entstanden über 30.000 Wohnungen. Auch auf dem Land wurde kräftig gebaut. Insgesamt waren es 4.000 neue Wohnungen, die im Altlandkreis Erlangen allein bis Ende der 1950er-Jahre hinzukamen. Industrieansiedlungen befeuerten damals auch die Bautätigkeit im Erlanger Umland: In Bubenreuth entstand ein neues Musikinstrumentenbau-Zentrum und in Herzogenaurach siedelten sich Mitte 1946 die Schaefflerwerke aus dem oberschlesischen Katscher an. Einen ähnlichen Aufschwung wie diese nahm auch die Schuhindustrie der Aurachstadt. Industrieansiedlungen und Bevölkerungsentwicklung waren Auslöser für einen ungeahnten Bauboom in den ersten Jahrzehnten nach dem Wirtschaftswunder. Gab es 1939 ca. 36.000 Erlangerinnen und Erlanger hatte sich die Bevölkerungszahl 1968 um über 30.000 Einwohner erhöht (ca. 68.500). Wenige Jahre später (1974) überschritt Erlangen erstmals die magische 100.000-Einwohner-Marke und wurde zur Großstadt. Ausdruck dieses gewachsenen städtischen Anspruchs ist das bereits 1971 errichtete Erlanger Rathaus.

Leichte Konjunkturdelle

Während die Nachkriegszeit von vollen Auftragsbüchern geprägt war, kamen in den späten 1970er-Jahren erste konjunkturelle Probleme auf. Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums im Jahre 1988 wurde die Situation unverblümt beurteilt. So sprach Obermeister Reinhard Daeschler damals von einem „leicht getrübten Blick in die Zukunft“. Insbesondere die rückläufigen Investitionen aus öffentlicher Hand wurden angemahnt.

Mit Vollgas zum Jubiläum

Die Wiedervereinigung verbesserte bei vielen Bauunternehmen die Auftragslage. In den neuen Bundesländern versprach man sich große und noch unerschlossene Märkte. Ein Bauboom war die Folge. Allerdings stellte sich schnell Ernüchterung ein, die sich vielerorts zu einer handfesten Krise entwickelte. Die Auswirkungen waren aber in Erlangen nicht ganz so dramatisch wie andernorts. Neue Möglichkeiten ergaben sich vor Ort im neu entstehenden Stadtteil Röthelheimpark. Das Gelände der ehemaligen US-Kasernen im Nordosten des Stadtgebietes bot die Chance, einen gesamten Stadtbezirk zu planen und zu bauen. Fast ungebrochen wurde auch im Umland seit den 1970er-Jahren fleißig gebaut. Die Städte und Gemeinden des Landkreises Erlangen-Höchstadt hatten sich zu beliebten Wohnorten entwickelt: Für die Mitglieder der Bauinnung ergaben sich somit auch im Landkreis Erlangen-Höchstadt weite Betätigungsfelder.

Mit jungen Kräften ins nächste Innungsjahrhundert

Stolze 62 Mitglieder und 1.200 Mitarbeiter umfasst  die Bauinnung Erlangen 2013. Ihr 100-jähriges Jubiläum hat sie ganz der Nachwuchswerbung gewidmet. Die Zeichen dafür stehen gut. Vielfältig und spannend sind die 18 verschiedenen Ausbildungsberufe, die der Bau mittlerweile aufweist. Tendenz steigend. Die Baubranche ist heute deutschlandweit im Aufschwung und eine zentrale Stütze der Konjunktur. Nicht nur wegen der zahlreichen Neubauten. Vielmehr wird auch vermehrt an vorhandener Bausubstanz gearbeitet. Deren energetische Sanierung wird zum großen Teil vom Staat gefördert und trägt so zu besten Aussichten in der Baubranche bei. Gerade in Erlangen und im Landkreis, wo an allen Ecken und Enden fleißig gebaut wird, blickt die von einem Jahrhunderte alten Erfahrungsschatz geprägte Innung mit „vorsichtig optimistisch in die Zukunft“ – wie sich Obermeister Goebel bescheiden ausdrückt.

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